Nachhaltigkeit als Erfolgsstrategie: Nachbericht Top Talk in Vaduz

Am 26. September fand der Top Talk zum Thema „Nachhaltigkeit als Erfolgsstrategie“ in Vaduz statt, bei dem sich rund 50 Teilnehmende aus der Region Liechtenstein und Schweiz versammelten, um über Chancen und Herausforderungen von Nachhaltigkeit in Unternehmen zu diskutieren. Die Veranstaltung bot eine Plattform für einen intensiven Austausch über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der nachhaltigen Unternehmensführung.
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wollten PERFACT CONSULTING und das Vaduzer Medienhaus („Wirtschaft regional“) herausfinden, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit im Wirtschaftsraum Liechtenstein/Rheintal einnimmt und wie der aktuelle Stand, die Fortschritte, Herausforderungen und vor allem die Chancen in diesem Bereich aussehen. Daher wurde von Mai bis August 2024 eine Online-Umfrage zu diesem Thema durchgeführt, deren Ergebnisse im Rahmen des Top Talks präsentiert wurden.

„Spannend an den Ergebnissen finde ich, dass zwei Drittel der Befragten bereits Massnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen umsetzen und das, obwohl nur ein Viertel von ihnen von regulatorischen Massnahmen direkt betroffen ist, das heißt viele sind schon ohne Druck von aussen ins Tun gekommen“,

betont Elisabeth Rudolph (Marketing- und Kommunikationsverantwortliche bei PERFACT CONSULTING) in ihrem Bericht über die Umfrageergebnisse.

Nachhaltigkeit ist heute stärker denn je im Bewusstsein von Führungskräften und Mitarbeitenden verankert. Rund ein Drittel der Befragten betrachtet das Thema als zunehmend zentral in ihrer täglichen Arbeit. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Umsetzung nachhaltiger Strategien maßgeblich durch regulatorische Vorgaben, wie die EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung, geprägt wird. Als zentrale Handlungsfelder in Unternehmen kristallisieren sich unter anderem die Aus- und Weiterbildung, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und die Entwicklung von Führungskräften heraus.
Nachhaltigkeit ist eine Frage des unternehmerischen Willens, betont Christoph Stieg, Gründer und Geschäftsführer von PERFACT CONSULTING in seiner Keynote und bringt es auf den Punkt:

„Die Transformation zum ökosozialen Wirtschaften muss von innen heraus gelebt werden und ist ein klares Führungsthema. Führungskräfte tragen die Verantwortung, den Wandel aktiv zu gestalten und nachhaltige Praktiken in die Unternehmenskultur und -strategie zu integrieren“, so Christoph Stieg.

Dabei ist es notwendig als Führungskraft Verantwortung zu übernehmen und Führen als Handwerk zu verstehen. Es bedeutet, Beziehungen aufzubauen, Anforderungen zu stellen und Mitarbeitende zu befähigen. Nur wenn diese drei Aspekte im Gleichgewicht sind, können Führungskräfte wirksam sein und den Wandel aktiv gestalten.
Die Vortragenden betonen, dass die Transformation zum nachhaltigen Wirtschaften kein einfaches to do ist, sondern ein fortlaufender Prozess, der von verschiedenen Auslösern angetrieben wird. Oft entsteht der Wandel durch zwingende Faktoren wie regulatorische Vorgaben (z. B. Green Deal, Lieferkettengesetz). In anderen Fällen sind es betriebsbedingte Gründe, etwa Ressourcenknappheit oder spezifische Kundenanforderungen, die den Wandel vorantreiben. Am wirkungsvollsten ist jedoch die Transformation, wenn sie aus Überzeugung erfolgt – mit einem klaren Fokus auf Chancenorientierung und nachhaltigem Wachstum.
In dem anschliessenden Interview mit Sabine Bellefouille Burri (UnternehmerinBURRI Burri public elements AG) und Markus Fahrnberger-Schweizer (DACH-Geschäftsführung Iglo/Nomad Foods) wurde unter anderem die Frage diskutiert, wie Nachhaltigkeit zum integrativen Bestandteil der Unternehmenskultur wird. Sabine Bellefouille-Burri betont, dass es entscheidend sei, Menschen mit der richtigen Haltung ins Unternehmen zu holen, die den nachhaltigen Gedanken leben und weitertragen. Markus Fahrnberger-Schweizer unterstreicht, dass insbesondere in großen Konzernen die Ressourcenschonung als essentielle Grundlage gesehen wird.

„Nachhaltigkeit ist für uns keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um langfristig bestehen zu können,“

betont er und ergänzt, dass Unternehmen langfristig nur überleben, wenn sie nachhaltig wirtschaften.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Beteiligung der Mitarbeitenden. Beide Referenten betonen die Bedeutung von Partizipation auf allen Ebenen. Markus Fahrnberger-Schweizer berichtet, dass bei Iglo Mitarbeitende aus allen Hierarchiestufen dazu eingeladen werden, Ideen zur Nachhaltigkeit einzubringen – von alltäglichen Dingen bis hin zu grösseren Projekten. Die schnelle Umsetzung und das Feedback auf Vorschläge erweisen sich dabei als starker Motivationsfaktor.
Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn um zu verhindern, dass engagierte Mitarbeitende das Unternehmen verlassen, weil ihnen der Fortschritt nicht schnell genug geht, ist es entscheidend, dass Führungskräfte wirkungsvoll kommunizieren. Ein speziell entwickeltes Führungskräfte-Programm kann hierbei unterstützen, indem es vermittelt, wie Botschaften klar und überzeugend vermittelt werden und wie Mitarbeitende aktiv eingebunden werden können, sodass diese sich wertgeschätzt und in den Prozess integriert fühlen.
Sabine Bellefouille-Burri ergänzt, Mitarbeitende sollten auf Augenhöhe agieren und das Unternehmertum selbst in die Hand nehmen. Dies fördert nicht nur die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, sondern schafft auch eine Kultur der Mitverantwortung und des Engagements.

„Nachhaltigkeit beginnt für mich nicht bei der Wirtschaftlichkeit, sondern beim sozialen Aspekt. Wenn wir diesen Aspekt in den Fokus rücken, folgen die Menschen diesem Weg automatisch. Deshalb ist es so wichtig, unsere Mitarbeitenden in den Prozess einzubeziehen und nachhaltig zu binden“,

betont die Unternehmerin.

Ein zentrales Ergebnis des Top Talks war die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit für Unternehmen eine Mischung aus Chancen und Herausforderungen/Kosten darstellt.
Markus Fahrnberger-Schweizer weist darauf hin, dass die Konsumenten zwar verstärkt regionale und nachhaltige Produkte fordern, dies jedoch nicht immer bereit sind, finanziell zu honorieren.

„Die Herausforderung besteht darin, Nachhaltigkeit langfristig zu kapitalisieren, damit sie nicht nur ein Kostenfaktor bleibt,“

so der DACH-Geschäftsführer und merkt an, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie der aktuellen Cost-of-Living-Crisis, dies besonders deutlich wird.

Fazit
Egal aus welcher Perspektive man es betrachtet, eines ist klar: Der Weg zu einer nachhaltigen Unternehmensführung ist ein kontinuierlicher Prozess, der vom Engagement der Führungskräfte und der Beteiligung aller Mitarbeitenden getragen wird. Nachhaltigkeit in Unternehmen ist kein nice to have, sondern eine zwingende Massnahme, um einerseits die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu gewährleisten, andererseits unser aller Zukunft zu sichern. Die Teilnehmer waren sich einig: Nur durch eine authentische und gelebte Nachhaltigkeitskultur wird es gelingen, langfristig erfolgreich und zukunftsfähig zu sein.