Mit 25 kurzen Fragen möchte die Perfact Consulting (Liechtenstein) GmbH herausfinden, wie nachhaltig regionale Unternehmen sind. Mindestens 333 Unternehmen sollen an der kostenlosen Umfrage teilnehmen
Herr Stieg, gemeinsam mit dem Vaduzer Medienhaus führt Perfact eine Befragung unter Liechtensteiner Unternehmen durch. Worum geht es dabei konkret?
Christoph Stieg: Das Medienhaus führt gemeinsam mit Perfact eine Befragung unter Unternehmen in Liechtenstein und der benachbarten Schweiz durch, um festzustellen, wie weit die Nachhaltigkeit in den Unternehmen bereits etabliert ist, wo die Potenziale liegen und ob die Transformation eher als Belastung oder eher als Chance gesehen wird.
Wann und wie geht die Befragung vonstatten?
Die Umfrage beginnt kommende Woche. Unternehmen, welche beim Medienhaus Vaduz registriert sind, bekommen eine Einladung per E-Mail mit dem Link beziehungsweise dem QR-Code zur Umfrage. Das Ausfüllen der 25 Fragen dauert etwa sechs Minuten. Bei den Fragen handelt es sich um 15 inhaltliche und 10 statistische Fragen.
Der Begriff «Nachhaltigkeit» ist derzeit in aller Munde. Was bedeutet dieser im Kontext der Befragung?
Wir haben den Ansatz von E-S-G gewählt und betrachten die Dimensionen Umwelt (Environment), Soziale Themen (Social) und Unternehmensführung (Governance). Die Befragung zielt darauf ab, Nachhaltigkeit aus Sicht der Unternehmer darzustellen. Wir möchten ein Bild bekommen, wo die Unternehmen auf dem Nachhaltigkeitsweg in unserer Region stehen, welche Handlungsfelder relevant sind und welche Unterschiede sich in den Branchen abzeichnen lassen.
Wie muss ein Unternehmen agieren beziehungsweise aufgestellt sein, um als nachhaltig zu gelten?
Grundsätzlich kann man zusammenfassen: Wirtschaften muss nachhaltig sein; Nachhaltigkeit muss wirtschaftlich sein. Nachhaltig ist es, wenn klimatechnische, ökologische, planetare Ressourcen nur soweit beansprucht werden, wie sie sich selbst regenerieren, und wenn in der gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette keine ökologischen oder sozialen Missstände auftreten beziehungsweise akzeptiert werden, unabhängig von den regionalen Bedingungen in Herkunftsländern.
Wenn sich ein Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen will: Was muss es zu Beginn beachten?
Startet ein Unternehmen mit dem Thema, ist eine Analyse des aktuellen Zustandes in Form einer Wesentlichkeitsanalyse meist der erste Schritt. Dort werden individuell relevante Themen definiert und Ziele gesetzt. Zusätzlich spielt die Gesetzgebung eine immer bedeutendere Rolle. Die EU-Taxonomie und der Green Deal der europäischen Union haben Einfluss auf hiesige Firmen, da bei einem Export in die EU diese Anforderungen berücksichtigt werden müssen und von Kunden-Unternehmen eingefordert werden.
Ein Ziel ist zu eruieren, wie weit die Nachhaltigkeit in liechtensteinischen Unternehmen bereits etabliert ist und wo die Potenziale liegen. Wie lässt sich dies feststellen?
Die Befragung beleuchtet verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit. Unter anderem möchten wir in Erfahrung bringen, wie die Menschen, Führungskräfte, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Unternehmen zur Nachhaltigkeit stehen, ob und welche Ziele definiert sind und welche Themen aktuell sind. Das ergibt ein Bild, wo diese Unternehmen stehen und welche Potenziale noch offen sind.
Haben Sie bereits jetzt – also noch vor der Befragung – Thesen, wie es um die Nachhaltigkeit in liechtensteinischen Unternehmen bestellt ist bzw. wo mögliche Potenziale liegen könnten?
Erfahrungsgemäss machen regionale Unternehmen, welche wir kennengelernt haben, vieles gut, beispielsweie Abfalltrennung, Recycling, Mobilität oder Photovoltaik. Ein strukturierter Ansatz mit Zielen, Aktivitäten und Reporting fehlt bei einigen Firmen noch. Dabei gibt es viele Themen, die einfach anzugehen sind – abhängig von der Branche. Dabei sind die Lieferketten genauso im Fokus wie die Produktverwendung durch die Kunden. Und natürlich ist nicht zu unterschätzen, welchen Impact es hat – hochskaliert –, wenn im Unternehmen darauf geachtet wird, welche Produkte eingekauft werden und wie sich das Verhalten der Mitarbeitenden auf die Energie- und CO2-Bilanz auswirkt.
Welche und wie viele Unternehmen können an der Befragung teilnehmen?
Wir geben allen Unternehmen in Liechtenstein und dem Schweizer Rheintal die Chance, an dieser Befragung mitzumachen. Eine obere Limite gibt es nicht. Gerne wollen wir mindestens 333 Unternehmen gewinnen, um eine repräsentative Aussage zu treffen.
Inwiefern profitieren die Unternehmen von den Ergebnissen der Befragung?
Die Teilnahme ist kostenlos und anonym und jedes teilnehmende Unternehmen erhält eine Übersicht der Ergebnisse. Detaillierte Ergebnisse in Form von Handlungsfeldern und Empfehlungen sind kostenpflichtig, ebenso weitere Beratungsleistungen, wenn das gewünscht wird; jeder Teilnehmende kann entscheiden, ob er das möchte. Unternehmen können auf dieser Basis einschätzen, in welche Richtung und zu welchem Zeitpunkt sie ihre Transformationsprojekte gestalten sollten, um Wettbewerbsvorteile zu realisieren und mögliche neue Kunden zu gewinnen.
Perfact hat sich in Sachen Nachhaltigkeit einen Namen gemacht. Beschreiben Sie doch bitte, was Perfact mit dem Themenfeld der Nachhaltigkeit verbindet und welche Dienstleistungen Sie als Unternehmen in diesem Kontext anbieten.
Perfact Consulting ist eine Unternehmensberatung mit Umsetzungsanspruch. Dabei fokussieren wir darauf, dass Unternehmen einen klaren Blick auf die Ausgangssituation und die Chancen erhalten – durch Analyse. Auf dieser Basis lassen sich selbst Ziele definieren, die natürlich die regulatorischen Anforderungen sowie Umfeldbedingungen berücksichtigen. Wir beraten die Entwicklung einer Strategie für die Transformation und setzen gemeinsam mit den Kunden entsprechende Projekte auf. Wir vernetzen die Umsetzungspartner für die verschiedenen Themen, Energie, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeits-Daten-Management und ähnliches. Besonders bedeutsam ist die Haltung, das Verhalten und die Kompetenz der Mitarbeitenden zum Thema Nachhaltigkeit. Da kommt unsere 30-jährige Personalentwicklungsexpertise zum Tragen – Responsible Leadership, Solution Selling, Projektmanagement für Nachhaltigkeitsthemen sind dabei Beispiele für unsere Leistungen.
Zur Person
Christoph Stieg ist Geschäftsführender Gesellschafter von Perfact Consulting (Liechtenstein) GmbH. Die Firma berät und begleitet Unternehmen dabei, ökosoziales, nachhaltiges Wirtschaften von innen heraus zu gestalten.
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